Wenn sonst niemand hilft, hilft man sich eben selbst. Das ist der Grundgedanke von Selbsthilfegruppen. Diese kennt man bereits seit vielen Jahren aus dem Bereich von chronischen Erkrankungen und Suchtkrankheiten. Zunehmend entdeckt man ihren Wert aber auch für Menschen, die einen Angehörigen pflegen und durch diese Aufgabe nicht nur stark beansprucht, sondern häufig auch sozial isoliert sind.
"Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen in Gesprächskreisen oder Selbsthilfegruppen", so stellt die "Landesstelle Pflegende Angehörige NRW" fest, "hilft vielen weiter." Als Vorteile werden genannt
miteinander ins Gespräch kommen,
Erfahrungen austauschen,
Informationen rund um die Pflege erhalten und geben,
neue Perspektiven gewinnen, aber auch
Entspannung und Erholung ermöglichen.
Doch wo findet man solche Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige? Als erste Informationsquelle nennt die Landesstelle die Pflegeberatungsstellen, Pflegestütz-punkte oder aber die Selbsthilfekontaktstellen.
Bis auf einen einzigen Pflegestützpunkt in Lauterbach, der im Jahr 2011 eingerichtet wurde, gibt es im Vogelsbergkreis jedoch keines der genannten Beratungsangebote. Der Lauterbacher Pflegestützpunkt bietet auf seiner Internetpräsenz eine Unterseite mit der überschrift "Selbsthilfe" an, die auf ein alphabetisches Verzeichnis "Selbsthilfegruppen regional" verlinkt. Versteckt hinter D wie Demenz entdeckt man dort wiederum nur eine einzige Anlaufstelle für pflegende Angehörige Demenzkranker, die aber streng genommen keine Selbsthilfe-Gruppe ist, sondern eine Gesprächsgruppe am Lauter-bacher Eichhof-Krankenhaus, die von Fachpersonal der Klinik geleitet wird.
Wer die typische Atmosphäre einer Selbsthilfegruppe (mit allen ihren Schwierigkeiten) sucht und zum Beispiel auch Wert auf Geselligkeit unter Gleichgesinnten oder den Aspekt von Entspannung und Erholung als Ausgleich für die Beanspruchungen der Pflege legt, muss im Vogelsbergkreis also selbst eine Selbsthilfegruppe gründen.
Auch hier fehlt es nicht an Unterstützung, zumindest überregional. Insbesondere Selbsthilfekontaktstellen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Starthilfe für die Gründung neuer Selbsthilfegruppen zu leisten. Einige (35 in sieben Bundesländern) arbeiten bereits nach der relativ neuen "In-Gang-Setzer"-Methode, die für besondere Zielgruppen neue Zugänge zur Selbsthilfe schaffen will. Speziell für Pflegende Angehörige soll das Konzept nun weiterentwickelt werden, da es im Umgang mit dieser "erfahrungsgemäß schwerer zur Selbsthilfe aktivierbare Zielgruppe" noch nicht den gewünschten Erfolg gezeigt habe.
Im Vogelsbergkreis gibt es derartige Selbsthilfekontaktstellen jedoch nicht. Deshalb hat das FZ Ulrichstein zu diesem Thema eine kleine Webseite für die Selbst-Information erstellt, unser "virtuelles In-Gang-Setzer-Cafe".
Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. hat einen Leitfaden heraus-gegeben, der Gründungswilligen die ersten Schritte erleichtern soll. Das Portal "Junge Selbsthilfe" der NAKOS bietet spezielle Tipps für junge Menschen zu diesem Thema an.
Bevor man sich in die Selbsthilfegruppen-Arbeit stürzt, sollte man die genannten Anleitungen nutzen. So erspart man sich manche Umwege und Enttäuschungen.
U. Lange